P - PADURA - PERUTZ

Leonardo PaDura: "Der Mann, der Hunde liebte"

Eigentlich sollte das Buch ja: "Die drei Männer, die Hunde liebten", denn das Buch handelt von drei Männern, die nicht nur jeder Hunde lieb(t)en, sondern deren Schicksale miteinander verbunden sind.

 

Der erste Erzählstrang handelt von einem jungen Schriftsteller auf Kuba in den 1980er Jahren, der vermutlich einige autobiographische Züge von Padura selbst zu tragen scheint. Vermutlich deshalb, weil ich einerseits zu wenig von Padura weiß, um das mit Gewissheit zu sagen, andererseits das Buch nach ca. 200 Seiten unfertig gelesen weggelegt habe. Warum? Dazu später. Der Schriftsteller lernt am Strand von Havanna den Mörder von Leo Trotzki kennen.

 

Der zweite Erzählstrang bringt uns den Mörder von Leo Trotzki (den eigentlichen Mann, der Hunde liebte) nahe, wie er im Spanischen Bürgerkrieg kämpft und von den sowjettreuen Kommunisten dort für Spezialaufgaben ausgesucht wird. Erzählt wird seine nicht unproblematische Kindheit und Jugend, die ihn zu dem gemacht habe, was er zu Beginn des Buches ist.

 

Der dritte Erzählstrang handelt natürlich von Leo Trotzki selbst, er setzt ein bei seiner Verbannung aus der Sowjetunion, weil er bei Stalin in Ungnade gefallen ist: erzählt werden seine Aufenthalte in der Türkei, Frankreich und Norwegen.

 

Das Setting ist ein ausgezeichnetes Substrat für einen möglichen spannenden Roman mit historischem Hintergrund, und da ich eine vielversprechende Vorstellung des Autors im Radio gehört hatte, freute ich mich wirklich sehr auf dieses Buch. Die beiden Erzählstränge, die den Schriftsteller und die Jugend von Leo Trotzkis Mörder behandeln, begannen auch vielversprechend. Die Sichtweisen wechseln sich mit jedem Kapitel ab, doch schon bald aber wird aus dem Erleben von Leo Trotzki ein zäher Brei von Aneinanderreihung und Aufzählung von politischen Aktivitäten und gesundheitlichen Problemen, die das ganze langweilig werden lassen. Hier wäre weniger wirklich viel mehr gewesen. Zudem scheint das Buch miserabel übersetzt zu sein, manches ist so holprig formuliert, dass es fast schon weh tut. Dass es im Original so schlecht geschrieben ist kann ich fast nicht glauben ob des Erfolges, den Paduras Bücher sonst haben. Manches ist auch faktisch völlig daneben, denn irgendwo auf Seite 150 herum wird am Strand Squash gespielt - Squash, am Strand?

 

So habe ich das Buch etwas enttäuscht nach 200 Seiten weggelegt und fühle mich etwas betrogen um einen erwarteten großen Lesegenuss. Schade.

 

 

 

Leo Perutz: "Der Judas des Leonardo"

Der titelgebende Leonardo da Vinci spielt eigentlich eine Nebenrolle in diesem Roman von Leo Perutz, den ich unter seinen anderen historischen Romanen besonders liebe und nun wieder einmal gelesen habe. Leonardo malt in Mailand gerade an seinem berühmten letzten Abendmal, nur für die Figur des "Judas" fehlt ihm eine geeignete Vorlage, ein Mann, der trotz hingebungsvoller Liebe einen Verrat begeht. So bleibt das Gemälde lange unvollendet, seine Auftraggeber haben dafür wenig Verständnis.

 

Zur gleichen Zeit befindet sich Joachim Behaim, ein Kaufmann aus dem Norden, in Mailand. Nach dem Verkauf seiner Ware hat er noch eine Aufgabe in der Stadt: Er möchte eine Schuld von 17 Dukaten, die ein gewisser Boccetta schon seinem Vater schuldete, endlich eintreiben. Seine Versuche das zu erreichen, schlagen fehl, statt dessen wird er von Boccetta hereingelegt und von seinen Mailänder Bekannten verhöhnt, auf seinen Wegen durch die Stadt verliebt er sich jedoch in die schöne Niccola, eine Liebe, die von der Angebeteten auch erwidert wird. Große Pläne werden geschmiedet, gleichzeitig sind Behaims  Gedanken immer bei den 17 Dukaten, die er unbedingt eintreiben will. Als er schließlich erfährt, dass Niccola Bocettas Tochter ist, weiß er, dass er nur eines von beiden haben kann: Niccola oder das Geld. Er entscheidet sich nicht nur für letzteres, sondern benutzt Niccola vielmehr, um an das Geld zu gelangen, danach verlässt er sie umgehend.

 

Leonardo hört von dieser Geschichte und verwendet daraufhin Behaim als Vorlage für den Judas auf seinem Abendmahl-Gemälde. Als Behaim Jahre später wieder einmal nach Mailand kommt, wird er von allen Menschen sehr sonderbar angeschaut, weil er als Judas auf dem Gemälde wiedererkannt wird.

 

Ein ruhig dahinfließender Roman mit wenigen Höhepunkten, der aber dennoch spannend und durch die schöne Sprache sehr angenehm zu lesen ist. Wie Behaim seine Liebe verrät um die ihm angetane Kränkung - als solche empfindet er den Umstand, dass ihm sein Geld vorenthalten wird - auszugleichen, wie also Stolz, Selbstliebe über die Liebe zu Niccola, von der er erfüllt zu sein scheint, siegt, ist schon ein großes, zeitloses Thema. Perutz hat sich damit vielleicht nicht ein so berühmtes Denkmal gesetzt wie da Vinci mit seinem Gemälde, es hat mich aber auch beim Wiederlesen schwer begeistert, so wie vor vielen Jahren, als ich alle Romane von Leo Perutz quasi in einem Aufwaschen gelesen habe.

 

Gelesen 2018-04